Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist eine bedeutende
Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt. Es beinhaltet einige bedeutenden Bauten
sowie Landschaftsparks nach Vorbild der englischen Gärten. Heute
umfasst das Gartenreich eine Fläche von ca. 142 km². Das Dessau-Wörlitzer
Gartenreich erstreckt sich entlang der Elbe innerhalb des Biosphärenreservates
Mittelelbe. Seit dem Jahre 2000 gehört es zum UNESCO-Welterbe. Es
umfasst zum Beispiel die Schlösser und Parks Luisium,
Georgengarten,
Mosigkau,
Großkühnau, Leiner Berg, Sieglitzer
Berg, Oranienbaum
und Wörlitz
Park.
Begründet wurde der Landschaftspark bei Dessau durch Leopold
III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Als Fürst der Aufklärung
suchte er für seine Gärten Vorbilder, die sich an der Natur
orientierten. Beispielsweise Stourhead und Ermenonville.
Im Gartenreich finden sich auch zahlreiche Kirchen, die bereits während
der Gründungszeit entstanden, umgebaut und/oder erweitert wurden.
Zu nennen wären unter anderem die Kirchen
in Dessau-Waldersee (Jonitz, 1722-1725), Dessau-Mosigkau
(1789), Dessau-Mildensee (Pötnitz, 1804-1806) und Dessau-Großkühnau
(1828-1830). Erwähnt werden müssen aber auch die Kirchen in
Oranienbaum (1707-1712), Riesigk (1797-1800), Vockerode (1810-1812) und
Horstdorf (1872). Nicht zu vergessen die St. Petri Kirche (1804-1809)
inmitten des Wörlitzer Parks.
Den wohl bedeutendsten und bekanntesten Teil des Gartenreiches bilden
die Anlagen des Wörlitzer Parks mit seinem Schloss.
|
Historische Entwicklung Schloss und Wörlitzer
Anlagen
Die Wörlitzer Anlagen sind in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden. Die ersten Veränderungen
an der etwa hundert Jahre alten barocken Vorgängeranlage begannen
1764 nach der Rückkehr des Fürsten
Leopold III. Friedrich Franz von seiner ersten Englandreise. Hier
hatte er die entscheidenden Impulse zu Möglichkeiten einer symbolhaften
Umsetzung seiner humanistischen, der Aufklärung verpflichteten Ideen
in landschaftliche Parkgestaltungen erhalten. Zunächst wurde in unmittelbarer
Nachbarschaft des barocken Schlosses ein kleiner Landschaftsgarten angelegt
und der Englische Sitz am Schwanenteich errichtet. Ihm gegenüber,
am anderen Ufer des Sees, wurde das Nymphaeum als Blick- und Aussichtspunkt
zugleich erstellt. Vorher hatte sich hier ein Eiskeller befunden, der
nun in die Gestaltung einbezogen wurde.
1768/69 wurde das Barockschloss abgerissen und an dessen Stelle das erste
klassizistische Landhaus nach dem Entwurf des Architekten und Freundes
Friedrich
Wilhelm von Erdmannsdorff errichtet. Von der barocken Gartenanlage
wurden die Lindenbosketts, von nun an frei wachsend, übernommen,
sie bildeten die tragende Grundstruktur des neuen Schlossgartens.
Eine Gebäudezeile des alten Ortes vor dem Landhaus wurde abgerissen,
um Raum für die gewünschte natürliche Wirkung des Bauwerks
in freier Landschaft zu gewinnen. Der angrenzende Kirchhof wurde in einen
Gartenraum umgestaltet, ein neuer Friedhof am östlichen Ortseingang
angelegt.
Zwei aufeinanderfolgende Hochwasserkatastrophen 1770/71 zerstörten
die ersten Gestaltungen in den tiefer liegenden Gartenbereichen. Mit den
gewonnenen Erfahrungen und den Eindrücken einer zweiten Englandreise
wurden die Gestaltungen zwischen 1770 und 1790 erneuert und auf den Garten
nördlich des Wörlitzer Sees, später nach dem betreuenden
Gärtner, Johann
Leopold Ludwig Schoch (1728 - 1793), "Schochs Garten" genannt,
weiter ausgedehnt. Dabei waren die bereits geschaffenen Blickpunkte, hier
Nymphaeum und Gärtnerhaus (Gotisches Haus, 1773 begonnen), Ausgangspunkte
für die weitere Gestaltung der umliegenden Gartenbereiche. In dieser
Phase der Entstehungszeit sind stark differenzierte Gartenräume und
lange schmale Sichtbeziehungen charakteristisch.
Eine dritte Gestaltungsphase begann in den östlichen Partien der
Wörlitzer Anlagen. "Der Fürst verließ sich nun als
dilettierender Gestalter bereits auf die in Frankreich und England geschulten
Kenntnisse des Gärtnersohns Johann
George Schoch (1758-1826), der die neuen Partien im Osten des Gartens
ausführen durfte. Vorher hatten sein Vater (...) und die anderen
Gärtner eher die Ausführung der vom Fürsten und seinem
Freund Erdmannsdorff erdachten Raumkonzeptionen in das Gelände übertragen
müssen. Die Gestaltungen Schochs d. J. am Schmalen See und am Großen
Walloch unterlagen dem Einfluss der Gärten Lancelot Browns, dessen
Ausnutzung der "Capabilities" Schoch in England studiert hatte
(...) Alles sollte so wirken, als hätte die Natur diese Gestaltungen
wie zufällig entstehen lassen."
(L. Trauzettel, Wörlitzer Anlagen - Ein Traum wurde geschaffen In:
Das Gartenreich Dessau-Wörlitz, S. 29 f.)
In den bereits fertiggestellten Gartenteilen
entstanden inzwischen die ebenfalls von den Reiseeindrücken geprägten
zahlreichen Parkarchitekturen Erdmannsdorffs. Die Arbeiten waren um 1800
im Wesentlichen abgeschlossen.
Nach Jahrzehnten der Pflege begann dann eine Zeit des Pflanzens und Sammelns
botanischer Besonderheiten. Die kurzlebigen Obstbäume und die Pyramidenpappeln
wurden nicht mehr "artgerecht" nachgepflanzt, Modegehölze
hielten Einzug. Sie veränderten die Parkräume, die Pflanzenartenzusammensetzung
und Stimmungsbilder.
Seit 1982 werden auf der Grundlage eines abgestimmten Handlungskonzeptes
gärtnerische Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt, deren
Ziel es unter anderem ist, die Eigenarten der jeweiligen Einzelgärten
wieder herauszuarbeiten und ihre Verknüpfung durch Sichtbeziehungen
wiederherzustellen. Einen Schwerpunkt bildet die Nachpflanzung historischer
Gehölzarten, insbesondere Obstgehölze.
Quelle: Gartenträume, Land Sachsen
- Anhalt
|