St. Johanniskirche, Dessau
Letztes Update: 06.09.2019

Am 28. Juli 1688 erteilte Fürst Johann Georg II. den lutherischen Christen von Dessau die Erlaubnis zum Bau einer eigenen Kirche in der damaligen Neustadt.
Die Errichtung von St. Johannis nach Plänen des Niederländers Cornelius Ryckwaert wurde von dem Berliner Baumeister Martin Grünberg geleitet.
Am 2. Mai 1702 wurde St. Johannis mit Pfarrhaus und Schule geweiht. Nach den Zerstörungen gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde die Kirche bis zum Jahr 1955 wieder aufgebaut. In den Monaten von Oktober 1989 bis Januar 1990 war St. Johannis der zentrale Ort für das Wendegeschehen in Dessau.

Die St. Johanniskirche wurde als lutherische Kirche im reformierten Anhalt im Jahr 1702 in Dienst genommen, um den vielen zugezogenen Lutheranern eine eigene Heimstatt zu geben. Sie wurde im schlichten spätbarocken Stil mit klassizistischen Elementen nach Entwürfen des kurbrandenburgischen Baumeisters Martin Grünberg erbaut und erlebte in den Folgejahren mehrere bauliche Veränderungen (Orgeln, Innenausstattung, Turm).

Sehenswürdigkeiten der Kirche

  • Im Chorraum, links von der Orgel und dem Altar, befindet sich das Tafelgemälde "Christus am Ölberg" von Lucas Cranach dem Jüngeren (um 1561)
    Epitaphgemälde für Georg III., der als einziger wachender Jünger und damit als besonders frommer Christ dargestellt wird.
  • "Das Kreuzigungsgemälde", rechts von der Orgel und dem Altar wurde zur Einweihung der Marienkirche 1523 erstellt. Es trägt die "Handschrift" Lucas Cranach des Älteren.
    Die Maria Magdalena ist später als ein Stifterporträt gehalten worden und könnte die Fürstin Margarete von Münsterberg, die Mutter des Dessau-Anhalter Fürsten Georg III. sein. Interessant sind die beiden männlichen Figuren unter dem Gekreuzigten, links Johannes der Täufer, rechts der Hl. Franziskus von Assisi und der Jünger Johannes, sowie die Mutter Jesu.
  • Das große "Abendmahlgemälde" Lucas Cranach des Jüngeren von 1565 vereint Jesus Christus mit Reformatoren und Fürsten in einem Festraum des Dessauer Schlosses.
    Die Rolle Georg III. für die Reformation hebt aber besonders dieses Bild hervor. Georg III. hat die Reformation zwar spät in Anhalt eingeführt, dafür aber umso überzeugter. Sein persönliches Bibelstudium hat ihn zum evangelischen Glauben geführt. Darum hebt ihn das Bild im Kreis der bekanntesten Reformatoren durch seinen Platz zwischen Luther und Christus hervor. Im Mundschenk gibt es das bis jetzt einzige bekannte Selbstbildnis Lukas Cranach des Jüngeren.

Die Bilder hingen ehemals in der 1945 zerstörten Marienkirche.

weitere Besonderheiten im Innenraum:

  • Glocke aus St. Marien (Bronze um 1440)
  • Taufstein von St. Johannis (Tobias Wilhelmi, 1695)
  • Kruzifix (Jugendstilarbeit aus dem Mausoleum Dessau)
  • 4 farbige Kirchenfenster (F. Johannknecht, W. + S. Gehrhardt)
  • 1990 Einbau der großen Euleorgel (Bautzen), Orgelprospekt (G. Gaudl)

Geschichtsdaten:

  • 02.04.1534 Einführung der Reformation in Dessau durch die anhaltischen Fürsten Johann, Georg III. und Joachim
  • 10.10.1596 Die Dessauer Fürsten Johann-Georg I. und Augustus von Anhalt feiern in der St. Marienkirche Dessau das Abendmahl nach reformiertem, calvinistischem Bekenntnis
  • 18.05.1606 Abschluss der zweiten, calvinistischen Reformation in Anhalt-Dessau
  • 1675 Zerbster Konfessionsstreitigkeiten führen zum Freiheitsprivileg
  • 27.09.1679 Erstmaliges Zugeständnis der freien Religionsausübung für lutherische Christen im reformierten Anhalt
  • 15.08.1690 Grundsteinlegung für die lutherische Johanniskirche
  • 17.03.1693 Tod des Stifters Christoph Pflug. Beginn eines Erbrechtsstreites unter den Nachkommen. Bauverzögerung wegen Geldrückforderungen
  • 17.03.1702 Fundationsbrief des Fürsten Leopold I von Anhalt. Fortführung der Bauarbeiten.
  • 02.05.1702 Einweihung der lutherischen Kirche St. Johannis, Schule und Pfarrhaus
  • 08.09.1779 Das Bemühen des Fürsten Fürst Leopold III. Friedrich Franz bringt den Erbrechtsstreit der Nachkommen Christian Pflugs nach 86 Jahren zu Ende
  • 14.05.1827 Festlicher Unionsschluss der evangelischen Christen in Dessau in der Marienkirche
  • 1833 ein Sturm zerstört die Turmhaube, Aufstockung um eine Etage
  • 25.10.1868 erneute Einweihung der im Innern stark veränderten Johanniskirche
  • 25.05.1944 schwere Zerstörung der Johanniskirche durch Sprengbomben
  • 06.10.1946 Einweihung der Friedenskirche als vorläufigem Versammlungsort der Gemeinde im Süden der Ruine der Johanniskirche
  • 10.09.1953 Richtfest an der Johanniskirche
  • 18.12.1955 Gottesdienst zur Einweihung der wieder aufgebauten Johanniskirche
  • 01.01.1967 Zusammenschluss der Gemeinden St. Marien und St. Johannis
  • 14.10.1990 Einweihung der großen Eule-Orgel
  • 08.11.1992 Einweihung der restaurierten Cranachbilder
  • 10.11.1992 Erbpachtvertrag der Gemeinde mit der Stadt Dessau zu Wiederaufbau und Nutzung der Marienkirche
  • 1995-1996 Außensanierung der Johanniskirche

Quelle: http://www.dessau-rosslau-tourismus.de/kulttour/de/natur_kultur/johanniskirche.html,
http://www.johanniskirche-dessau.de/kirchen/cranach.html,
http://www.johanniskirche-dessau.de/kirchen/St.-Johannis.html
http://www.johanniskirche-dessau.de/kirchen/geschichte.html
 
Lucas Cranach der Jüngere: "Das Dessauer Abendmahl", 1565
Das Gemälde befindet sich in der Johanniskirche
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