| Fürstengrab auf den Ziebigker Friedhof | 
   
    |  Letztes Update: 
        07.09.2019
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    | Aus politischen Gründen wurden die Särge 
        1958 in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Mausoleum entfernt und die 
        Gebeine in ein gemeinsames unbenanntes Grab auf dem Ziebigker Friedhof 
        verbracht.Dort ruhen die sterblichen Überreste der Mitglieder der herzoglichen 
        Familie:
 
 Herzog Leopold Friedrich I. Franz Nikolaus von Anhalt
 * 29. April 1831 in Dessau
  24. Januar 1904 in Ballenstedt
 aus dem Haus der Askanier war als Friedrich I. von 1871 bis 1904 Herzog 
        von Anhalt
 Herzogin Antoinette von Sachsen-AltenburgGemahlin von Herzog Friedrich I.
 * 17. April 1838 in Bamberg
  13. Oktober 1908 in Berchtesgaden
 Herzog Friedrich II.Leopold Friedrich Eduard Karl Alexander, Herzog 
        von Anhalt
 * 19. August 1856 in Dessau
  21. April 1918 auf Schloss Ballenstedt
 war ein deutscher Landesfürst aus dem Geschlecht der Askanier. Er 
        wurde als Sohn Herzog Friedrichs I. in Dessau geboren. Von 1904 bis 1918 
        regierte er als Herzog von Anhalt.
 Herzogin von Anhalt, Marie von Baden Gemahlin von Herzog Friedrich II.
 (1865 - 1939)
 
 Herzog EduardEduard Georg Wilhelm Maximilian
 * 18. April 1861 in Dessau
  13. September 1918 in Berchtesgaden
 war für wenige Monate im Jahr 1918 Herzog von Anhalt
 Er war der Sohn Friedrichs I. und 1918 für wenige Monate Herzog von 
        Anhalt. Am 6. Februar 1895 heiratete er Luise, Tochter des Prinzen Moritz 
        von Sachsen-Altenburg. Er folgte seinem im April gestorbenen Bruder Friedrich 
        II., starb aber selbst nach nur kurzer Regentschaft. Nachfolger wurde 
        sein unmündiger Sohn Joachim Ernst unter der Vormundschaft von Aribert 
        von Anhalt.
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        Im Jahre 2011 bietet das Grab der Fürstenfamilie dieses traurige 
          Bild. 
          
       Ihrer würdigen Grabstätte 
        im Jahre 1958 auf fragwürdige Weise beraubt gibt es hier auf dem 
        Friedhof nicht einmal einen Gedenkstein. Das schlichte Holzkreuz ziert 
        lediglich ein handgeschriebener Schriftzug "Herzogl. Familie von 
        Anhalt".  | 
   
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    | Aufbahrung von Herzog Eduard 
        am 20. September 1918 in der Marienkirche zu Dessau | 
   
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    | Friedrich II. Herzog von Anhalt 1856-1918 | 
   
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    | Nachdem im Jahre 2015 die Mitglieder des 
      Fürstenhauses welche aus der Kirche auf den Historischen Friedhof (Gruft 
      der Familie von Beerenhorst) verbracht worden waren hierher zurückkehrten, 
      steht nun auch die Rücküberführung jener Personen bevor, 
      welche aus dem herzöglichen Mausoleum auf den Ziebigker Friedhof umgebettet 
      worden waren. Beide Grabstätten wurden von den kommunistischen Machthabern zu DDR 
      Zeiten angelegt und waren der Bevölkerung waren weitgehend unbekannt; 
      außerdem stellten sich in einem äußerst unwürdigen 
      Zustand dar.
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    | Aus politischen Gründen wurden die Särge 
        1958 in einer Nacht- und Nebelaktion aus dem Mausoleum entfernt und die 
        Gebeine in ein gemeinsames unbenanntes Grab auf dem Ziebigker Friedhof 
        verbracht.Dort ruhten die sterblichen Überreste der Mitglieder der herzoglichen 
        Familie bis zum Jahre 2019: Herzog Leopold Friedrich I. Franz Nikolaus 
        von Anhalt, 1831-1904; Herzogin Antoinette von Sachsen-Altenburg, Gemahlin 
        von Herzog Friedrich I., 1838 - 1908; Herzog Friedrich II. Leopold Friedrich 
        Eduard Karl Alexander, Herzog von Anhalt, 1856 - 1918; Herzogin von Anhalt, 
        Marie von Baden, Gemahlin von Herzog Friedrich II., 1865 - 1939; Herzog 
        Eduard Eduard Georg Wilhelm Maximilian, 1861 - 1918
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    | Dazu schrieb mir Alfred Radeloff folgende Zeilen: Nach 1945 wurden in St. Marien alle Särge aufgebrochen 
        und die Gebeine der Toten heraus- und herumgeworfen. Zuerst wurde die 
        Krypta geplündert. Meine Vorgänger haben die geschändeten 
        Gebeine der fürstlichen Familie aus der Krypta in den zu ihrer Zeit 
        noch sicher erscheinenden Turmraum umgebettet. Den Alten Dessauer hat 
        Pfarrer Werner Lange 1945 im Handwagen nach Törten transportiert 
        und ihn an unbekannter Stelle erdbestattet. Als ich 1966 Pastor an St. 
        Johannis wurde - und ab 1.1.1967 von St. Johannis und St. Marien - wurde 
        in St. Marien ständig eingebrochen. Die Volkspolizei meldete mir 
        die Einbrüche. Die Stadt wollte oder konnte die Totenruhe nicht sichern. 
        Um der Schändung der Toten ein Ende zu bereiten, habe ich am 8.3.1968 
        mit Mitarbeitern des Friedhofs die sterblichen Überreste eingesammelt 
        und in Holzsärge gelegt, die St. Johannis und St. Marien bezahlt 
        hat. Diese Särge haben wir in die Berenhorstsche Gruft auf 
        Friedhof 1 gestellt. Die damalige Stadtverwaltung hat uns genötigt, 
        die Aktion früh um 5 Uhr zu beginnen, damit die Öffentlichkeit 
        ausgeschlossen wurde. Es war eines der schrecklichsten Erlebnisse meines 
        Lebens.  Alfred Radeloff | 
   
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    | Verwahrlostes Grab der Herzöge von Anhalt - Landesregierung 
        schlägt Runden Tisch vor Quelle: MZ Dessau - Christian Eger - 28.11.2018 Wer ist verantwortlich für 
        die verwahrloste Grabstätte der herzoglichen Familie in Dessau-Ziebigk, 
        für die Brache ohne Grabstein und Würde? Die Stadt Dessau, die 
        Landeskirche, der Staat Sachsen-Anhalt, die Familie von Anhalt?Bei Nachfragen geht es zu wie bei einem 
        Mikado-Spiel: Niemand will eine Bewegung erzeugen, die in Zugzwang versetzen 
        könnte. Aber wer ist hier der Verursacher? Und nach mehr als 60 Jahren: 
        Ist das überhaupt die richtige Frage?
 Es war nicht die Stadt, sondern die Anhaltische 
        Landeskirche, die Anfang der 1950er Jahre die Initiative ergriff, um mit 
        einer Umbettung der Toten aus dem 1945 teilzerstörten Herzoglichen 
        Mausoleum dem von staatlicher Seite ungebremsten Vandalismus Einhalt zu 
        gebieten.
 Laut einer Mitteilung der Kirchengeschichtlichen 
        Kammer hätten die Amtsträger vergeblich bei der Stadt 
        und Polizei um die Garantie der Totenruhe gebeten, deren Störung 
        ein Straftatbestand ist, an dessen Ahndung die sozialistische Stadtführung 
        aber kein Interesse hatte.
 Bei der vom Landeskirchenrat beschlossenen 
        Umbettung soll es um eine Rettung gegangen sein, darum die Würde 
        des Menschen in seiner Gottesebenbildlichkeit zu wahren.
 Herr des Verfahrens blieb immer die Stadt. 
        In einer Ratsvorlage vom 13. März 1952 wurde das Angebot des Landeskirchenrates 
        notiert, sämtliche Särge auf Kosten der Kirche zu entfernen 
        und auf einem durch die Stadt bereitzustellenden Platz beizusetzen. 
        Vorgeschlagen wurde der städtische Friedhof in Dessau-Ziebigk.
 Das Dezernat Aufbau befürwortete 
        den Wunsch und schlug dem Rat der Stadt vor, dem Antrag des evangelischen 
        Landeskirchenrats Dessau stattzugeben. Dieser Satz wurde im Dokument 
        durchgestrichen und handschriftlich durch die Mitteilung ergänzt: 
        Die Friedhofsverwaltung Friedhof I beauftragt, die Särge baldmöglichst 
        zu überführen und dort beizusetzen.
 Das sollte noch Jahre dauern. Den Termin 
        bestimmte die Stadt. Im Morgengrauen des 4. Juni 1958 wurden die zehn 
        Toten, darunter drei Herzöge, in Särgen aus dem Mausoleum entfernt 
        und auf Leichenwagen zum Friedhof gebracht, wo sie vom Ziebigker Pfarrer 
        Martin Müller eingesegnet und beigesetzt wurden.
 Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. 
        Staatliche Akten wurden vernichtet. Das Gräberfeld blieb anonym, 
        wurde aber über Jahrzehnte von Privatpersonen gepflegt. Heute ist 
        die Grabstätte eine verödete Fläche.
 Soll das so bleiben? Alfred Radeloff reagierte 
        sofort. Der Dessauer Ehrenbürger und ehemalige Kreisoberpfarrer schrieb 
        einen Leserbrief an die MZ. Von einem Massengrab könne 
        keine Rede sein. Und das Haus Anhalt und die Stadt Dessau hätten 
        miteinander zu sprechen.
 Ein Treffen mit Alfred Radeloff ist schnell 
        vereinbart. Der 85-Jährige, der von 1957 an im Dienst der Anhaltischen 
        Landeskirche stand, wiederholt seine Kritik am Begriff Massengrab 
        - ein Wort, das Eduard von Anhalt gebraucht, der die Grabstätte nicht 
        anerkennt, um eine Rückführung der Toten ins Mausoleum zu erwirken.
 Die Toten, sagt Radeloff, wurden in zehn 
        Einzelgräbern nebeneinander beigesetzt, fünf links, fünf 
        rechts. Noch lange seien Fassungen der Gräber zu erkennen gewesen, 
        die Jahre unter Efeudecken lagen.
 Das ist lange her. Was nicht als Massengrab 
        angelegt war, erweckt heute genau diesen Anschein. Kein Stein, keine Markierungen. 
        Wer auf die Freifläche tritt, um zum verwitterten Holzkreuz zu gehen, 
        stört bereits die Totenruhe. Die Menschen, sagt Radeloff, 
        laufen über die Gräber hinweg. Kann die Kirche helfen?
 Der Zustand ist furchtbar, 
        teilt der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig zur Grabstätte 
        mit, in der mit den drei Herzögen auch drei Oberhäupter der 
        Landeskirche ruhen.
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    | Verwahrloste Herzogsgräber - Gebeine sollen in Marienkirche 
        umgebettet werden  Quelle: MZ Dessau - Christian Eger - 09.01.2019 Dessau-Rosslau - Es ging dann doch schneller als erwartet. 
        Nur zwei Wochen dauerte es, um Lösungsvorschläge für ein 
        60 Jahre währendes Ärgernis zu unterbreiten: die rechtlich willkürliche 
        Umbettung von zehn Mitgliedern des anhaltischen Herzogshauses aus dem 
        1947 enteigneten Mausoleum auf den kommunalen Friedhof von Dessau-Ziebigk. 
        1958 auf Weisung der Stadt Dessau angelegt, war die Grabstätte über 
        die DDR-Jahrzehnte anonym geblieben, um immer stärker zu verwahrlosen.Kein Grab- oder Gedenkstein erklärte den Ort und die Identität 
        der Toten, zu denen drei Herzöge gehören. Der zuletzt mit einem 
        verwitterten, hilflos handschriftlich gekennzeichneten Holzkreuz markierte 
        Ort lag außerhalb jeder rechtlichen Zuständigkeit und öffentlichen 
        Wahrnehmung.
 Bis zum Ende des vergangenen Jahres. Nach MZ-Berichten über den Zustand 
        der Grabstätte hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) 
        zu einer kleinen Runde in den Landtag in Magdeburg gebeten, um Vorschläge 
        für eine Korrektur der Situation zu diskutieren. Den Toten, deren 
        Familienname ein Teil des Landesnamens ist, soll nach Jahrzehnten eine 
        würdige Ruhe ermöglicht werden.
 Mit dem Ministerpräsidenten versammelten sich der Oberbürgermeister 
        von Dessau-Roßlau, Peter Kuras, der Präsident der Anhaltischen 
        Landeskirche, Joachim Liebig, und der Kulturminister Rainer Robra. Eine 
        Runde zunächst ohne die Familie von Anhalt, die aber rechtzeitig 
        eingebunden werden sollte, sobald konkrete Lösungsvorschläge 
        vorlägen, hieß es im Dezember.
 Das ist jetzt der Fall. Mit einem Telefonat am Donnerstag vergangener 
        Woche informierte Haseloff die Familie von Anhalt über drei mögliche 
        Optionen. Erstens, die kurzfristige Umbettung der Toten in die restaurierte 
        historische Askanier-Gruft unter dem Mittelschiff der Dessauer Schloss- 
        und Stadtkirche St. Marien. Zweitens, das langfristige Warten auf eine 
        indes sachlich und zeitlich unkalkulierbare Restaurierung des Mausoleums. 
        Sollten beide Varianten ausgeschlossen werden, wäre - drittens - 
        die dauerhaft würdige Gestaltung der Ziebigker Grabstätte notwendig.
 Es war der Vorschlag des Ministerpräsidenten, sagt Regierungssprecher 
        Matthias Schuppe, eine eventuelle Umbettung in die Marienkirche zunächst 
        von der Mausoleumsfrage abzukoppeln, nämlich der Option, 
        die Toten irgendwann einmal in die Krypta des Mausoleums zurückzuführen. 
        Dessen baulicher Zustand erlaube derzeit keine Beisetzung, heißt 
        es aus Magdeburg.
 Am Montag ließ Eduard von Anhalt, als 1941 geborener Sohn des Herzogs 
        heute Chef des Hauses Anhalt, seine Position dem Ministerpräsidenten 
        und den von ihm vertretenen Akteuren mitteilen. Demnach deuten die Zeichen 
        in Richtung Marienkirche. Alle Beteiligten haben grundsätzlich 
        Bereitschaft signalisiert, die vorgeschlagene Lösung Marienkirche 
        weiter zu verfolgen, sagt Regierungssprecher Schuppe. Ministerpräsident 
        Haseloff erklärt: Mit der Umbettung auch der sterblichen Überreste 
        aus Dessau-Ziebigk würde eine Rückführung an einen authentischen 
        Ort und eine Zusammenführung der Familie erreicht werden.
 Tatsächlich wäre die Marienkirche nicht nur ein dynastisch authentischer, 
        sondern in Sachen Askanier-Rückführung auch ein erprobter Ort. 
        Bereits im Dezember 2014 waren auf Initiative des Dessauer Kreisoberpfarrers 
        Alfred Radeloff die sterblichen Überreste von zehn Askaniern in die 
        Gruft der Schlosskirche überführt worden. 1968 vor Vandalismus 
        aus der kriegszerstörten Kirche gerettet, waren die Toten - unter 
        denen sich der Fürst Franz-Vater Leopold Maximilian befindet - in 
        die Berenhorst-Gruft auf dem Historischen Friedhof in Dessau transportiert 
        worden.
 Feuchtigkeit und Einbrüche setzten den sterblichen Überresten 
        zu, so dass eine neuerliche Rettung notwendig war. Mit einer gottesdienstlichen 
        Feier wurden die in neue Holzsärge gebetteten Toten 2015 in der Hauptgruft 
        der Marienkirche bestattet. Zehn von ursprünglich 52 Angehörigen 
        des Herzogshauses, die bis 1945 in den vier Gruftanlagen der Kirche beigesetzt 
        waren. Platz für die Ziebigker Toten ist vorhanden.
 Der ist selbstverständlich auch im Mausoleum gegeben, dessen bauliche 
        Ertüchtigung aber in den Sternen steht. Für eine Sanierung des 
        1898 von Franz Schwechten vollendeten Sakralbaus seien mindestens 15 Millionen 
        Euro, ein schlüssiges Nutzungskonzept, eine Sanierungsdauer von mindestens 
        fünf bis sechs Jahren und ein Beschluss des Stadtrates notwendig, 
        heißt es aus der Staatskanzlei. Letzteres sei bei der Kirchen-Lösung 
        nicht der Fall.
 Die Marienkirche wurde zwar 1992 für 99 Jahre von der Evangelischen 
        Kirche an die Stadt Dessau verpachtet, die Hoheit über die Gruft 
        aber habe die Kirche behalten. Über das weitere konkrete, also sachliche 
        und finanzielle Vorgehen werden sich jetzt die Stadt, die Landeskirche 
        und das Haus Anhalt einigen.
 Es ist wunderbar, sagt Eduard von Anhalt über den eingeschlagenen 
        Weg. Das ist gut für mein Herz und meine Seele. Es war unwürdig, 
        die Toten an einem Ort zu belassen, an den sie zwangsversetzt worden waren. 
        In der Marienkirche fänden nun die Vorfahren der Familie zusammen. 
        Und falls die sterblichen Überreste irgendwann einmal, wenn 
        das Mausoleum bezugsfähig sein sollte, in das Mausoleum zurückkehren 
        sollten, wäre auch das wunderbar. Er danke dem Ministerpräsidenten, 
        der Stadt Dessau-Roßlau und der Evangelischen Kirche, sagt Eduard 
        von Anhalt. (mz)
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    | Besonderes Ereignis - In der Marienkirche wird die Mittelgruft 
        geöffnet  Quelle: MZ Dessau - Annette Gens - 26.04.2019 Dessau - Mehrere Monate hat Claudia Kunde auf diesen 
        Moment gewartet. Die Kunsthistorikerin steht am Donnerstag vor der Grabplatte 
        Georg III. von Anhalt (15071553) in der Mittelgruft der Dessauer 
        Marienkirche und wartet auf die ungestörten Momente, um die bildhauerische 
        Arbeit in Ruhe betrachten zu können.Für Kunde gehört diese historische Grabplatte nicht in die Gruft, 
        sondern in das Schiff der Marienkirche. Denn sie ist eines der wertvollsten 
        Zeugnisse Dessaus in Bezug auf die Reformation. Schließlich zeigt 
        die Person Georgs, dass die Reformation im 16. Jahrhundert nicht nur auf 
        Luther und Melanchthon reduziert werden kann. Auch Georg III. von Anhalt 
        hatte sich 1534 für die Einführung der Reformation in Anhalt 
        eingesetzt.
 Die Stadtverwaltung hat am Donnerstag die Mittelgruft der Marienkirche 
        seit langer Zeit einmal wieder geöffnet. Aus mehreren Gründen. 
        Zum ersten, um der Kunsthistorikerin Claudia Kunde zu ermöglichen, 
        Studien für ihre Dissertation über Grabgelege in Anhalt voranzutreiben.
 Die Gruft wird aber auch denkmalpflegerisch und klimatisch untersucht. 
        Könnte sie die jüngst auf dem Ziebigker Friedhof geborgenen 
        Särge mit den sterblichen Überresten aus dem Hause Anhalt aufnehmen? 
        Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Eduard von Anhalt 
        und Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras hatten sich 
        zum Jahresanfang nach MZ-Berichten über den Zustand des Gräberfelds 
        auf dem Ziebigker Friedhof auf die Umbettung der Särge in die Marienkirche 
        verständigt. Die Toten, unter ihnen drei anhaltische Fürsten, 
        waren einst im Mausoleum bestattet. Im Jahr 1958 wurden sie anonym auf 
        den Ziebigker Friedhof verbracht. Das Grab in Ziebigk war ungepflegt. 
        Sein Zustand löste Diskussionen aus.
 Aber wo in der Marienkirche ist Platz für viele Särge? In 
        der nächsten Woche wird unter anderem die selten zugängliche 
        Mittelgruft in Augenschein genommen, sagt Steffen Kuras, Leiter 
        des städtischen Kulturamtes. Welches Ergebnis am Ende steht, wird 
        dann die Stadt mit Eduard von Anhalt besprechen.
 Die sogenannte Altargruft im östlichen Bereich der Kirche ist bei 
        Führungen öfter zugänglich. Die Mittelgruft wurde zum letzten 
        Mal 2012 geöffnet. Anlass war damals die Ausstellung Anhalt-International. 
        Die Exposition erinnerte an die 800 Jahre alte Geschichte Anhalts. Sieben 
        Jahre später, in dieser Woche, wurden erneut die Stühle im Kirchenschiff 
        beiseite geräumt und der Eingang zur Mittelgruft freigelegt. Dessau-Roßlauer 
        können die Gruft am Samstag, 27. April zwischen 10 und 17 Uhr besichtigen. 
        Ansprechpartner stehen für Fragen zur Verfügung.
 In der Mittelgruft befinden sich u.a. Steinplatten von Grablegen anhaltischer 
        Herrscher an den Wänden. Im Boden sind - von außen nicht sichtbar, 
        sondern versiegelt - eine zinnerne Truhe mit weiteren sterblichen Überresten 
        und zwei Kästchen, die nur wenig Asche enthielten. Das wurde bereits 
        um das Jahr 1850 herum untersucht.
 Die Marienkirche ist die ehemalige Schloss- und Stadtkirche. Im Mai 1506 
        wurde der Grundstein für das Gotteshaus gelegt. Als Schloss- und 
        Stadtkirche beherbergte St. Marien die Grablege der askanischen Fürsten 
        bis zum Neubau des Mausoleums im heutigen Tierpark Dessau vor 120 Jahren. 
        St. Marien besaß drei Grüfte. Das Gebäude wurde im Laufe 
        der Jahrhunderte immer wieder verändert. Den Bau der Mittelgruft 
        zum Beispiel soll der Alte Dessauer veranlasst haben. Dort soll bis nach 
        dem Zweiten Weltkrieg sein Sarg auf der Grabplatte von Georg III. gestanden 
        haben. Wo die sterblichen Überreste des anhaltischen Reformators 
        Georg liegen, ist allerdings ungewiss. (mz)
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