Umbettung der Fürstenfamilie zurück
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Letztes Update:
07.09.2019
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Teil 1: Vom Historischen Friedhof (Beerenhorst
Gruft) in die Marienkirche - 2014/15 |
Historischer Friedhof Dessau - Gebeine
der anhaltischen Fürstenfamilie werden überführt
Quelle: MZ Dessau - Anette Gens - 22.12.2014
Dessau - Die Männer in weißen Schutzanzügen
agieren ab dem Morgengrauen, so dass kaum jemand die frühen Aktivitäten
auf dem Historischen Friedhof Dessau bemerkt. In Auftrag einer Arbeitsgruppe
unter Leitung von Dessaus Ehrenbürger Alfred Radeloff schaffen Angestellte
eines Dessauer Bestattungsunternehmens Särge aus einer Gruft, packen
sie in luftundurchlässige Behältnisse und transportieren sie
ab.
Die sterblichen Überreste von Prinzen, Prinzessinnen, Fürsten
und Fürstinnen aus dem Hause Anhalt, die einst in der Dessauer Marienkirche
bestattet waren, sind gestern auf dem Historischen Friedhof nahe der Dessauer
Innenstadt geborgen worden. 46 Jahre befanden sich der Gebeine der Askanier
in der Berenhorstschen Gruft südlich der Friedhofsanlage. Wie
notwendig die jetzt vorgenommene Umbettung war, zeigt ein Blick in die
Ruhestätte der Nachfahren eines unehelichen Sohnes des Alten Dessauers
(Georg Heinrich von Berenhorst 1733 - 1814). Nicht nur einmal wurde dort
in der Vergangenheit die Totenruhe gestört.
Die sterblichen Überreste derer von Anhalt wurden am 18. März
1968 in Abstimmung mit dem damaligen Rat der Stadt und unter Regie des
damaligen Pfarrers von St. Marien und St. Johannis, Alfred Radeloff, aus
den Trümmern der Marienkirche geborgen und gesichert. Seitdem befanden
sie sich in der besagten Gruft auf dem Historischen Friedhof. Im März
dieses Jahres war die Begräbnisstätte nach langer Zeit geöffnet
worden. Zunächst musste dort neuzeitlicher Müll eingesammelt
werden, ehe sie in Augenschein genommen werden konnte, berichtet die Friedhofsverwaltung.
Aufgrund zahlreicher Plünderungen war die Begräbnisstätte
viele Jahre nicht nur durch ein Schloss gesichert, sondern durch eine
zugeschweißte Tür. Dennoch war das Gebäude vor Eindringlingen
nicht sicher genug: Särge waren durchsucht beziehungsweise geöffnet
worden. Sogar der Zinksarg des Prinzen Wilhelm Woldemar, einem Enkel des
Alten Dessauers, dessen letzte Ruhestätte sich ursprünglich
in einer Gruft auf dem Areal des heutigen Palais Bose befand, wurde aufgebrochen
vorgefunden.
Die Särge mit den sterblichen Überresten derer von Anhalt befinden
sich allesamt in einem schlechten Zustand, was auch auf Mängel der
baulichen Hülle der Gruft zurückzuführen ist. Dach und
Mauerwerk sind feucht. Zu feucht, weshalb der Bestatter gestern zu Vorsichtsmaßnahmen
greift. Die Männer in Schutzanzügen bergen die sterblichen Überreste
aus den Särgen bzw. vom blanken Erdboden, nachdem sie beides mit
einer desinfizierenden Lösung gegen Bakterien und Viren benetzt hatten.
Die Gebeine werden nach ihrer Überführung in das Bestattungsinstitut
dort anatomisch zugeordnet und umgebettet in Eichensärge, ehe sie
in die Altargruft der Marienkirche gebracht werden. Genau so hatte es
die Arbeitsgruppe um Radeloff angestrebt. Wann eine Überführung
der Särge in die Marienkirche erfolgt, das steht noch nicht fest.
Von einem Gedenkgottesdienst am historischen Ort war bisher für Ende
März die Rede. (mz)
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Umbettung Fürstenfamilie 2014 - Beerenhorst - Quelle:
Ruttke - Mitteldeutsche Zeitung
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Feierstunde und Gottesdienst in Dessau
- Fürsten wieder in der Marienkirche
Quelle: MZ Dessau - 19.03.2015
Dessau - Die evangelische Landeskirche Anhalts und
die Stadt Dessau-Roßlau erinnern am Sonntag mit einer Feierstunde
in der Dessauer Marienkirche an die kürzlich erfolgte Umbettung sterblicher
Überreste von Mitgliedern des Hauses Anhalt in die Marienkirche.
Damit finden die 1968 in den Trümmern der Kirche geborgenen Gebeine
wieder ihren Platz am ursprünglichen Ort ihrer Bestattung.
Ein Teil der Särge war 1968 aus der einstigen Stadt- und Schlosskirche
geborgen worden, weil dem Vandalismus in der 1945 im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Kirche nicht anders Einhalt geboten werden konnte. Sie
wurden seinerzeit in Absprache mit dem damaligen Rat der Stadt und dem
zuständigen Pfarrer von St. Johannis und St. Marien, Alfred Radeloff,
in die Beerenhorstsche Gruft am Friedhof I umgebettet.
Im Dezember 2014 wurden die teils beschädigten Särge dort erneut
geborgen. Die sterblichen Überreste befinden sich inzwischen in neuen
Särgen in der Altargruft der Marienkirche, wo sich am Sonntag, 17
Uhr mit einem Gottesdienst der Kreis schließen soll.
Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wird in der öffentlichen Feierstunde
an die Umstände, die zur Umbettung führten, erinnert. Anschließend
wird die Wiederbeisetzung mit einem evangelischen Gottesdienst gefeiert.
Es predigt der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts,
Joachim Liebig. Die anschließende Begehung der Gruft ist an diesem
Tag der Familie Anhalt und Sponsoren vorbehalten. Für die Öffentlichkeit
besteht die Möglichkeit, die Gruft am Sonntag, 29. und Montag, 30.
März, von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. (mz)
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Umbettung Fürstenfamilie
Marienkirche 2015 - Quelle: Ruttke - Mitteldeutsche Zeitung
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Hartnäckige Legenden - Ruht Fürst Leopold
I. auf dem Friedhof Törten?
Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau, genannt Der Alte Dessauer
Quelle: MZ Dessau - Silvia Bürkmann - 14.11.2016
Rätsel um den Alten Dessauer
Und bis heute ungeklärte Rätsel. So hält
sich die Legende, dass in Törten auch der Alte Dessauer ruht. Fürst
Leopold I. (1676-1747). Bewiesen werden kann nicht. Zeitzeugen einer abenteuerlichen
Bergung sterblicher Überreste aus der 1945 vom Krieg zerstörten
Gruft der Fürstenfamilie in Dessau sind gestorben. Oder sie schweigen.
Oder kolportieren die Geschichte mit vieldeutigem Lächeln. (mz)
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Teil 2: Vom Ziebigker Friedhof (Mausoleum/Anonyme
Grabstelle Ziebigk) in die Marienkirche - 2014/15 |
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Brief von Alfred Radeloff, Pfarrer i. R.
Nach 1945 wurden in St. Marien alle Särge aufgebrochen
und die Gebeine der Toten heraus- und herumgeworfen. Zuerst wurde die
Krypta geplündert. Meine Vorgänger haben die geschändeten
Gebeine der fürstlichen Familie aus der Krypta in den zu ihrer Zeit
noch sicher erscheinenden Turmraum umgebettet. Den Alten Dessauer hat
Pfarrer Werner Lange 1945 im Handwagen nach Törten transportiert
und ihn an unbekannter Stelle erdbestattet. Als ich 1966 Pastor an St.
Johannis wurde - und ab 1.1.1967 von St. Johannis und St. Marien - wurde
in St. Marien ständig eingebrochen. Die Volkspolizei meldete mir
die Einbrüche. Die Stadt wollte oder konnte die Totenruhe nicht sichern.
Um der Schändung der Toten ein Ende zu bereiten, habe ich am 8.3.1968
mit Mitarbeitern des Friedhofs die sterblichen Überreste eingesammelt
und in Holzsärge gelegt, die St. Johannis und St. Marien bezahlt
hat. Diese Särge haben wir in die Berenhorstsche Gruft auf
Friedhof 1 gestellt. Die damalige Stadtverwaltung hat uns genötigt,
die Aktion früh um 5 Uhr zu beginnen, damit die Öffentlichkeit
ausgeschlossen wurde. Es war eines der schrecklichsten Erlebnisse meines
Lebens.
Alfred Radeloff
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Verwahrlostes Grab der Herzöge von
Anhalt - Landesregierung schlägt Runden Tisch vor
Quelle: MZ Dessau - Christian Eger - 28.11.2018
Wer ist verantwortlich für die verwahrloste Grabstätte
der herzoglichen Familie in Dessau-Ziebigk, für die Brache ohne Grabstein
und Würde? Die Stadt Dessau, die Landeskirche, der Staat Sachsen-Anhalt,
die Familie von Anhalt?
Bei Nachfragen geht es zu wie bei einem Mikado-Spiel: Niemand will eine
Bewegung erzeugen, die in Zugzwang versetzen könnte. Aber wer ist
hier der Verursacher? Und nach mehr als 60 Jahren: Ist das überhaupt
die richtige Frage?
Es war nicht die Stadt, sondern die Anhaltische Landeskirche, die Anfang
der 1950er Jahre die Initiative ergriff, um mit einer Umbettung der Toten
aus dem 1945 teilzerstörten Herzoglichen Mausoleum dem von staatlicher
Seite ungebremsten Vandalismus Einhalt zu gebieten.
Laut einer Mitteilung der Kirchengeschichtlichen Kammer hätten
die Amtsträger vergeblich bei der Stadt und Polizei um die Garantie
der Totenruhe gebeten, deren Störung ein Straftatbestand ist, an
dessen Ahndung die sozialistische Stadtführung aber kein Interesse
hatte.
Bei der vom Landeskirchenrat beschlossenen Umbettung soll es um eine Rettung
gegangen sein, darum die Würde des Menschen in seiner Gottesebenbildlichkeit
zu wahren.
Herr des Verfahrens blieb immer die Stadt. In einer Ratsvorlage vom 13.
März 1952 wurde das Angebot des Landeskirchenrates notiert, sämtliche
Särge auf Kosten der Kirche zu entfernen und auf einem durch die
Stadt bereitzustellenden Platz beizusetzen. Vorgeschlagen wurde
der städtische Friedhof in Dessau-Ziebigk.
Das Dezernat Aufbau befürwortete den Wunsch und schlug
dem Rat der Stadt vor, dem Antrag des evangelischen Landeskirchenrats
Dessau stattzugeben. Dieser Satz wurde im Dokument durchgestrichen
und handschriftlich durch die Mitteilung ergänzt: Die Friedhofsverwaltung
Friedhof I beauftragt, die Särge baldmöglichst zu überführen
und dort beizusetzen.
Das sollte noch Jahre dauern. Den Termin bestimmte die Stadt. Im Morgengrauen
des 4. Juni 1958 wurden die zehn Toten, darunter drei Herzöge, in
Särgen aus dem Mausoleum entfernt und auf Leichenwagen zum Friedhof
gebracht, wo sie vom Ziebigker Pfarrer Martin Müller eingesegnet
und beigesetzt wurden.
Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. Staatliche Akten wurden
vernichtet. Das Gräberfeld blieb anonym, wurde aber über Jahrzehnte
von Privatpersonen gepflegt. Heute ist die Grabstätte eine verödete
Fläche.
Soll das so bleiben? Alfred Radeloff reagierte sofort. Der Dessauer Ehrenbürger
und ehemalige Kreisoberpfarrer schrieb einen Leserbrief an die MZ. Von
einem Massengrab könne keine Rede sein. Und das Haus
Anhalt und die Stadt Dessau hätten miteinander zu sprechen.
Ein Treffen mit Alfred Radeloff ist schnell vereinbart. Der 85-Jährige,
der von 1957 an im Dienst der Anhaltischen Landeskirche stand, wiederholt
seine Kritik am Begriff Massengrab - ein Wort, das Eduard
von Anhalt gebraucht, der die Grabstätte nicht anerkennt, um eine
Rückführung der Toten ins Mausoleum zu erwirken.
Die Toten, sagt Radeloff, wurden in zehn Einzelgräbern nebeneinander
beigesetzt, fünf links, fünf rechts. Noch lange seien Fassungen
der Gräber zu erkennen gewesen, die Jahre unter Efeudecken lagen.
Das ist lange her. Was nicht als Massengrab angelegt war, erweckt heute
genau diesen Anschein. Kein Stein, keine Markierungen. Wer auf die Freifläche
tritt, um zum verwitterten Holzkreuz zu gehen, stört bereits die
Totenruhe. Die Menschen, sagt Radeloff, laufen über
die Gräber hinweg. Kann die Kirche helfen?
Der Zustand ist furchtbar, teilt der anhaltische Kirchenpräsident
Joachim Liebig zur Grabstätte mit, in der mit den drei Herzögen
auch drei Oberhäupter der Landeskirche ruhen.
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Verwahrloste Herzogsgräber - Gebeine
sollen in Marienkirche umgebettet werden
Quelle: MZ Dessau - Christian Eger - 09.01.2019
Dessau-Rosslau - Es ging dann doch schneller als erwartet.
Nur zwei Wochen dauerte es, um Lösungsvorschläge für ein
60 Jahre währendes Ärgernis zu unterbreiten: die rechtlich willkürliche
Umbettung von zehn Mitgliedern des anhaltischen Herzogshauses aus dem
1947 enteigneten Mausoleum auf den kommunalen Friedhof von Dessau-Ziebigk.
1958 auf Weisung der Stadt Dessau angelegt, war die Grabstätte über
die DDR-Jahrzehnte anonym geblieben, um immer stärker zu verwahrlosen.
Kein Grab- oder Gedenkstein erklärte den Ort und die Identität
der Toten, zu denen drei Herzöge gehören. Der zuletzt mit einem
verwitterten, hilflos handschriftlich gekennzeichneten Holzkreuz markierte
Ort lag außerhalb jeder rechtlichen Zuständigkeit und öffentlichen
Wahrnehmung.
Bis zum Ende des vergangenen Jahres. Nach MZ-Berichten über den Zustand
der Grabstätte hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)
zu einer kleinen Runde in den Landtag in Magdeburg gebeten, um Vorschläge
für eine Korrektur der Situation zu diskutieren. Den Toten, deren
Familienname ein Teil des Landesnamens ist, soll nach Jahrzehnten eine
würdige Ruhe ermöglicht werden.
Mit dem Ministerpräsidenten versammelten sich der Oberbürgermeister
von Dessau-Roßlau, Peter Kuras, der Präsident der Anhaltischen
Landeskirche, Joachim Liebig, und der Kulturminister Rainer Robra. Eine
Runde zunächst ohne die Familie von Anhalt, die aber rechtzeitig
eingebunden werden sollte, sobald konkrete Lösungsvorschläge
vorlägen, hieß es im Dezember.
Das ist jetzt der Fall. Mit einem Telefonat am Donnerstag vergangener
Woche informierte Haseloff die Familie von Anhalt über drei mögliche
Optionen. Erstens, die kurzfristige Umbettung der Toten in die restaurierte
historische Askanier-Gruft unter dem Mittelschiff der Dessauer Schloss-
und Stadtkirche St. Marien. Zweitens, das langfristige Warten auf eine
indes sachlich und zeitlich unkalkulierbare Restaurierung des Mausoleums.
Sollten beide Varianten ausgeschlossen werden, wäre - drittens -
die dauerhaft würdige Gestaltung der Ziebigker Grabstätte notwendig.
Es war der Vorschlag des Ministerpräsidenten, sagt Regierungssprecher
Matthias Schuppe, eine eventuelle Umbettung in die Marienkirche zunächst
von der Mausoleumsfrage abzukoppeln, nämlich der Option,
die Toten irgendwann einmal in die Krypta des Mausoleums zurückzuführen.
Dessen baulicher Zustand erlaube derzeit keine Beisetzung, heißt
es aus Magdeburg.
Am Montag ließ Eduard von Anhalt, als 1941 geborener Sohn des Herzogs
heute Chef des Hauses Anhalt, seine Position dem Ministerpräsidenten
und den von ihm vertretenen Akteuren mitteilen. Demnach deuten die Zeichen
in Richtung Marienkirche. Alle Beteiligten haben grundsätzlich
Bereitschaft signalisiert, die vorgeschlagene Lösung Marienkirche
weiter zu verfolgen, sagt Regierungssprecher Schuppe. Ministerpräsident
Haseloff erklärt: Mit der Umbettung auch der sterblichen Überreste
aus Dessau-Ziebigk würde eine Rückführung an einen authentischen
Ort und eine Zusammenführung der Familie erreicht werden.
Tatsächlich wäre die Marienkirche nicht nur ein dynastisch authentischer,
sondern in Sachen Askanier-Rückführung auch ein erprobter Ort.
Bereits im Dezember 2014 waren auf Initiative des Dessauer Kreisoberpfarrers
Alfred Radeloff die sterblichen Überreste von zehn Askaniern in die
Gruft der Schlosskirche überführt worden. 1968 vor Vandalismus
aus der kriegszerstörten Kirche gerettet, waren die Toten - unter
denen sich der Fürst Franz-Vater Leopold Maximilian befindet - in
die Berenhorst-Gruft auf dem Historischen Friedhof in Dessau transportiert
worden.
Feuchtigkeit und Einbrüche setzten den sterblichen Überresten
zu, so dass eine neuerliche Rettung notwendig war. Mit einer gottesdienstlichen
Feier wurden die in neue Holzsärge gebetteten Toten 2015 in der Hauptgruft
der Marienkirche bestattet. Zehn von ursprünglich 52 Angehörigen
des Herzogshauses, die bis 1945 in den vier Gruftanlagen der Kirche beigesetzt
waren. Platz für die Ziebigker Toten ist vorhanden.
Der ist selbstverständlich auch im Mausoleum gegeben, dessen bauliche
Ertüchtigung aber in den Sternen steht. Für eine Sanierung des
1898 von Franz Schwechten vollendeten Sakralbaus seien mindestens 15 Millionen
Euro, ein schlüssiges Nutzungskonzept, eine Sanierungsdauer von mindestens
fünf bis sechs Jahren und ein Beschluss des Stadtrates notwendig,
heißt es aus der Staatskanzlei. Letzteres sei bei der Kirchen-Lösung
nicht der Fall.
Die Marienkirche wurde zwar 1992 für 99 Jahre von der Evangelischen
Kirche an die Stadt Dessau verpachtet, die Hoheit über die Gruft
aber habe die Kirche behalten. Über das weitere konkrete, also sachliche
und finanzielle Vorgehen werden sich jetzt die Stadt, die Landeskirche
und das Haus Anhalt einigen.
Es ist wunderbar, sagt Eduard von Anhalt über den eingeschlagenen
Weg. Das ist gut für mein Herz und meine Seele. Es war unwürdig,
die Toten an einem Ort zu belassen, an den sie zwangsversetzt worden waren.
In der Marienkirche fänden nun die Vorfahren der Familie zusammen.
Und falls die sterblichen Überreste irgendwann einmal, wenn
das Mausoleum bezugsfähig sein sollte, in das Mausoleum zurückkehren
sollten, wäre auch das wunderbar. Er danke dem Ministerpräsidenten,
der Stadt Dessau-Roßlau und der Evangelischen Kirche, sagt Eduard
von Anhalt. (mz)
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Gräber Friedhof Ziebigk
um 1960 - Quelle: Mellis - Privatsammlung für MZ
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Umbettung auf dem Friedhof Ziebigk 2019 - Quelle: Ruttke
- Mitteldeutsche Zeitung
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Besonderes Ereignis - In der Marienkirche
wird die Mittelgruft geöffnet
Quelle: MZ Dessau - Annette Gens - 26.04.2019
Dessau - Mehrere Monate hat Claudia Kunde auf diesen
Moment gewartet. Die Kunsthistorikerin steht am Donnerstag vor der Grabplatte
Georg III. von Anhalt (15071553) in der Mittelgruft der Dessauer
Marienkirche und wartet auf die ungestörten Momente, um die bildhauerische
Arbeit in Ruhe betrachten zu können.
Für Kunde gehört diese historische Grabplatte nicht in die Gruft,
sondern in das Schiff der Marienkirche. Denn sie ist eines der wertvollsten
Zeugnisse Dessaus in Bezug auf die Reformation. Schließlich zeigt
die Person Georgs, dass die Reformation im 16. Jahrhundert nicht nur auf
Luther und Melanchthon reduziert werden kann. Auch Georg III. von Anhalt
hatte sich 1534 für die Einführung der Reformation in Anhalt
eingesetzt.
Die Stadtverwaltung hat am Donnerstag die Mittelgruft der Marienkirche
seit langer Zeit einmal wieder geöffnet. Aus mehreren Gründen.
Zum ersten, um der Kunsthistorikerin Claudia Kunde zu ermöglichen,
Studien für ihre Dissertation über Grabgelege in Anhalt voranzutreiben.
Die Gruft wird aber auch denkmalpflegerisch und klimatisch untersucht.
Könnte sie die jüngst auf dem Ziebigker Friedhof geborgenen
Särge mit den sterblichen Überresten aus dem Hause Anhalt aufnehmen?
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, Eduard von Anhalt
und Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Peter Kuras hatten sich
zum Jahresanfang nach MZ-Berichten über den Zustand des Gräberfelds
auf dem Ziebigker Friedhof auf die Umbettung der Särge in die Marienkirche
verständigt. Die Toten, unter ihnen drei anhaltische Fürsten,
waren einst im Mausoleum bestattet. Im Jahr 1958 wurden sie anonym auf
den Ziebigker Friedhof verbracht. Das Grab in Ziebigk war ungepflegt.
Sein Zustand löste Diskussionen aus.
Aber wo in der Marienkirche ist Platz für viele Särge? In
der nächsten Woche wird unter anderem die selten zugängliche
Mittelgruft in Augenschein genommen, sagt Steffen Kuras, Leiter
des städtischen Kulturamtes. Welches Ergebnis am Ende steht, wird
dann die Stadt mit Eduard von Anhalt besprechen.
Die sogenannte Altargruft im östlichen Bereich der Kirche ist bei
Führungen öfter zugänglich. Die Mittelgruft wurde zum letzten
Mal 2012 geöffnet. Anlass war damals die Ausstellung Anhalt-International.
Die Exposition erinnerte an die 800 Jahre alte Geschichte Anhalts. Sieben
Jahre später, in dieser Woche, wurden erneut die Stühle im Kirchenschiff
beiseite geräumt und der Eingang zur Mittelgruft freigelegt. Dessau-Roßlauer
können die Gruft am Samstag, 27. April zwischen 10 und 17 Uhr besichtigen.
Ansprechpartner stehen für Fragen zur Verfügung.
In der Mittelgruft befinden sich u.a. Steinplatten von Grablegen anhaltischer
Herrscher an den Wänden. Im Boden sind - von außen nicht sichtbar,
sondern versiegelt - eine zinnerne Truhe mit weiteren sterblichen Überresten
und zwei Kästchen, die nur wenig Asche enthielten. Das wurde bereits
um das Jahr 1850 herum untersucht.
Die Marienkirche ist die ehemalige Schloss- und Stadtkirche. Im Mai 1506
wurde der Grundstein für das Gotteshaus gelegt. Als Schloss- und
Stadtkirche beherbergte St. Marien die Grablege der askanischen Fürsten
bis zum Neubau des Mausoleums im heutigen Tierpark Dessau vor 120 Jahren.
St. Marien besaß drei Grüfte. Das Gebäude wurde im Laufe
der Jahrhunderte immer wieder verändert. Den Bau der Mittelgruft
zum Beispiel soll der Alte Dessauer veranlasst haben. Dort soll bis nach
dem Zweiten Weltkrieg sein Sarg auf der Grabplatte von Georg III. gestanden
haben. Wo die sterblichen Überreste des anhaltischen Reformators
Georg liegen, ist allerdings ungewiss. (mz)
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Altargruft St. Marien 2019
- hier noch ohne die Särge vom Ziebigker Friedhof - Quelle: Ruttke
- Mitteldeutsche Zeitung
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Heute nun ruhen die sterblichen Überreste
der Familie wieder gemeinsam in St. Marien. In der Kirche wird eine Tafel
mit den Namen der Verstorbenen angebracht. Leider sind nicht alle vorhandenen
Grüfte jederzeit zugänglich, aber es ist schön zu wissen,
dass sich die Mitglieder des Fürstenhauses nun an einem Ort befinden.
Die gesamten Vorgänge fanden unter anderem in enger Zusammenarbeit
mit der Familie, mit der Kirchengemeinde St. Marien und St. Johannes, der
Landesregierung und der Stadt Dessau statt. Nach Auskunft der Stadt Dessau
wurden die Kosten von den Initiatoren getragen. |
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